Flamme von Jamaika by André Martina

Flamme von Jamaika by André Martina

Autor:André, Martina [André, Martina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 978-3-644-48711-6
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2013-01-30T23:00:00+00:00


Lena sah ihn mit ihren großen, ängstlichen Augen an, die im Mondschein wie reine Smaragde schimmerten.

«Aber auch Montalban hatte keine Scheu davor, Karten zu spielen und ein Kind als Gewinn zu akzeptieren», fügte sie leise hinzu.

Es rührte ihn, wie sehr sie an seinem früheren Schicksal Anteil nahm. Am liebsten hätte er sie dafür in den Arm genommen und an sich gedrückt. Jess überging ihr betretenes Schweigen mit einem Lächeln.

«Er hat mir damit wahrscheinlich das Leben gerettet. Bei William Blake hätte ich mich mit fünfundzwanzig Jahren längst zu Tode geschuftet.»

«Und wie kam es, dass du schließlich hierher zurückgekehrt bist?»

«Als der Vertrag auslief, hat mein Master mich nicht wie erwartet endgültig an die Armee verkauft, sondern auf seine Plantage zurückbeordert. Er wurde langsam alt und hatte Probleme mit seinen Knien und seinen Hüften. Deshalb benötigte er einen zuverlässigen Hausburschen, der ihn den lieben langen Tag die Treppen in seinem Palast hinauf- und hinabtragen konnte. Kurz bevor er starb, vor mehr als einem Jahr, holte er einen der Jesuiten, der meine Freilassungsurkunde bezeugte. Mir erschien es wie ein Wunder, dass ich nun kein Sklave mehr sein sollte. Aber so einfach, wie ich dachte, war es nicht.» Er seufzte verbittert.

«Da war noch Montalbans Neffe, der wegen der Testamentseröffnung extra aus Mexiko angereist war. Er wollte die Urkunde nicht anerkennen. Gott sei Dank war die Urkunde noch in meinem Besitz. Also bin ich kurzerhand damit abgehauen. Aber mein Master hatte mir noch etwas anderes auf dem Sterbebett anvertraut. Etwas, das mir beinahe noch mehr wert war als die Freiheit. Er sagte mir, wer meine Mutter gewesen war und auch, wer als mein Vater in Frage kam. Daraufhin schwor ich mir, nach Jamaika zurückzukehren, koste es, was es wolle. In der Hoffnung, dass meine Mutter noch lebte, machte ich mich auf die Suche. Als ich spürte, wie überglücklich Baba war, als sie mich wieder in die Arme schließen konnte, und wie sehr ich sie vermisst hatte, wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.»

Lena schaute ihn unverwandt an. Ihr Blick war eine Mischung aus Mitgefühl und Bitterkeit.

«Was ist?», fragte er zögernd.

«Ich muss an Edward denken. Daran, dass er immerzu behauptet hat, Sklaven hätten keine Gefühle und es mache ihnen nichts aus, wenn sie von ihren Familien getrennt werden. Wie sehr er sich doch mit seinem idiotischen Urteil getäuscht hat.» Sie kniff die Lippen zusammen und schluckte. «Es tut mir so leid, was dir und deiner Mutter und all den anderen Sklaven widerfahren ist. Und ich schäme mich so, dass ich Edward nicht vehementer widersprochen habe.»

Ihre Augen schimmerten plötzlich feucht. Jess ergriff ihre Hand, was töricht war, wie ihm bewusst wurde. Sie strich sich eine nasse blonde Strähne aus dem Gesicht. Ihr hüftlanges Haar schwebte derweil im Wasser um sie herum und ließ eine Menge Raum für Männerphantasien, von denen Jess aufgrund seiner langen Enthaltsamkeit nicht gerade wenige besaß.

«Auf diese Weise habe ich zumindest das Vergnügen, neben einer wunderschönen, weißen Lady zu sitzen», fügte er grinsend hinzu, «die aussieht wie jene Meerjungfrau, von der ich immer geträumt habe.



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